fotografie-grundlagen Teil 1
Die Blende verstehen
Ich erinnere mich noch, als ich während eines Urlaubs einer anderen Reisenden Fragen zur Blende, der Verschlusszeit und der ISO gestellt hatte. Wir saßen am Frühstückstisch und tauschten uns über Fotografie-Grundlagen aus.
Bis dahin hatte ich lediglich im Automatikmodus fotografiert. Mit den Ergebnissen war ich alles andere als glücklich. Nach dem Gespräch mit ihr, verstand ich endlich, was es mit dem manuellen Modus auf sich hat und welchen Einfluss die Blende auf meine Bilder hat.
Damit du es einfacher hast, und dir nicht erst mühsam alles zusammen suchen musst, habe ich dir die dreiteilige Artikelserie zu den Fotografie-Grundlagen geschrieben.
Teil 1 behandelt die Blende. In Teil 2 widme ich mich der Verschlusszeit. Und in Teil 3 erkläre ich dir die ISO.
In Teil 1 - Die Blende verstehen erfährst du unter anderem:
| wie die Blende funktioniert
| was Blendenzahl, Blendenwert und Blendenreihe bedeuten
| wie sich die Blende auf deine Bilder auswirkt.
Mit dem Verständnis für die Funktion der Blende, hast du eine wichtige Grundlage für das Fotografieren im manuellen Modus geschaffen.
A) Wie funktioniert die Blende
Die Blende ist ein mechanischer, irisartiger Lamellenverschluss im Objektiv (s. Bild).
Seine Öffnung bestimmt, wie viel Licht durch das Objektiv eintritt. Ein großer Verschluss lässt demnach viel Licht durch, ein kleiner Verschluss wenig.
Durch Einstellen des Blendenwerts (verkürzt: Blende) an deiner Kamera, bestimmst du im manuellen Modus oder in der Zeitautomatik die Größe der Öffnung.
B) Blendenzahl, Öffnungsverhältnis & Blendenwert
Der Blendenwert drückt aus, wie groß die Blendenöffnung deines Objektivs ist. Es existieren unterschiedliche Schreibweisen, die das Gleiche aussagen, jedoch unterschiedlich berechnet werden. Mehr dazu weiter unten.
BLENDENWERT SCHREIBWEISEN
F2.8 | F/2.8 | f/2.8 | 1/2.8 | 1:2.8
Die größtmögliche Öffnung einer Blende (Offenblende) findest du auf deinem Objektiv aufgedruckt. F2.8 bedeutet für das unten abgebildete Objektiv, dass, egal ob du mit 11mm Brennweite oder 16mm Brennweite fotografierst, die Offenblende von F2.8 verfügbar und einstellbar ist. Mehr dazu findest du auch im Artikel über Objektive.
Bei Objektiven mit zwei aufgedruckten Blendenwerten, wie im folgenden Beispiel, gilt folgendes:
f/3.5-5.6
Die Offenblende ist hier variabel und nicht durchgängig. Variable Blendenwerte findest du bei Objektiven mit Zoom (= unterschiedlich einstellbare Brennweiten). Blende f/3.5 ist nur für die kleinste Brennweite verfügbar. Bei der größten Brennweite des Objektivs, hast du nur noch f/5.6 als Offenblende.
Die Blende dieses Objektivs lässt mit zunehmendem Zoom weniger Licht durch.
B-1) Was sagt die Blendenzahl aus?
Die Blendenzahl (k) ist ein relativer Wert. Sie stellt das Verhältnis von Brennweite (f) 50mm zur Lamellenverschluss-Öffnung (D) 18mm meines Objektivs dar. Weiter unten findest du Grafiken zur Verdeutlichung.
k = f / D
k = 50 / 18 = 2.77777777 = 2.8
Blendenzahl k = 2.8
B-2) Das Öffnungsverhältnis wird als 1/2.8 oder 1:2.8 angezeigt
Das Öffnungsverhältnis ist der Kehrwert der Blendenzahl (k). Gleiche Aussage mit einer anderen Darstellung.
ÖV = 1/k ODER ÖV = 1:k
ÖV = 1/2.8 ODER ÖV = 1:2.8
B-3) Der Blendenwert zeigt die Brennweite (f) zum ÖV an
f * 1/2.8 als f/2.8 ODER F/2.8 ODER F2.8
Jetzt verstehst du auch, weshalb die Blende manchmal mit F/2.8 und manchmal mit 1:2.8 angegeben wird. Beide Blenden lassen die gleiche Menge an Licht durch. Im ersten Fall wird der Blendenwert angezeigt, im zweiten wird das Öffnungsverhältnis angegeben.
Falls du dich wunderst, weshalb die mm-Angaben bei Blendenöffnung und Brennweite fehlen, dann hat das folgenden Grund: So lassen sich Objektive mit unterschiedlichen Brennweiten vergleichen.
Egal welches Objektiv du verwendest - Weitwinkel 12-24mm oder Weitwinkel 16-35mm als Beispiel, der Blendenwert f/2.8 lässt bei beiden die gleiche Menge an Licht durch. Du kannst somit zukünftig auf deine Erfahrungswerte vertrauen, wenn du mit verschiedenen Objektiven fotografierst.
Blende 1:2.8 zeigt das Verhältnis von Lamellenverschluss (Blendenöffnung) zur Brennweite. Sehr, sehr, sehr vereinfacht ausgedrückt, passt der gelbe Pfeil der Öffnung 2.8-mal in die Brennweite.
Im Vergleich dazu die Grafik mit Blende f/5.6. Hier "passt" die Blendenöffnung (gelber Pfeil) 5.6-mal in die Brennweite.
Das ist bei folgender Fragestellung spannend: Wieso lässt ein größerer Blendenwert (f5.6) weniger Licht durch das Objektiv einfallen, als ein kleiner Blendenwert (f2.8)? Die Grafik zur Blendenreihe verdeutlicht es zusätzlich.
C) Die Blendenreihe
Je nach Objektiv, existieren unterschiedliche Blendenreihen. Die Blendenreihe gibt die einzelnen Blendenstufen von der grössten bis zur kleinsten verfügbaren Blende wieder.
Die Blendenreihe deines Objektivs findest du so heraus: Schalte deine Kamera in den manuellen Modus. Drehe das Wahlrad in beide Richtungen (links und rechts) und achte auf die Blendenwerte im Display.
Eine der gängigsten Blendenreihen lautet:
2.8 | 4 | 5.6 | 8 | 11 | 16 | 22
Die Grafik zeigt dir fünf Blendenstufen und deren Blendenöffnungen (grau eingefärbt).
Zwischen den einzelnen Stufen verdoppelt oder halbiert sich die eintretende Lichtmenge.
Ein Blendenschritt runter von f/8 auf f/5.6 verdoppelt die Lichtmenge. Die Blendenöffnung vergrößert sich.
Ein Blendenschritt hoch von f/8 auf f/11 halbiert die Lichtmenge. Die Blendenöffnung verkleinert sich. Dieser Vorgang wird auch als Abblenden bezeichnet.
Das Wissen um die Verdopplung/ Halbierung hilft dir zusätzlich bei den Verschlusszeiteinstellungen. Blende und Verschlusszeit bedingen sich gegenseitig. Folgendes Beispiel hilft dir:
Du hast folgende Werte eingestellt - Blende f/8 und Verschlusszeit 1/60. Gehst du einen Blendenschritt runter (f/8 auf f/5.6), musst du die Verschlusszeit ebenfalls anpassen (1/60 auf 1/30). Mit der Verdopplung der Lichtmenge verkürzt (halbierst) du die Verschlusszeit. So erhältst du ein ausgewogen belichtetes Bild.
D) Wie wirkt sich die Blende auf deine Bilder aus
Die Blende, die Verschlusszeit und die ISO bedingen sich beim Fotografieren gegenseitig. Bei der Blendenreihe hatte ich es kurz angerissen. Die Gestaltung deines Bildes sowie die Lichtverhältnissen, bestimmen, welchen der drei Parameter du als Ausgangspunkt wählst.
Mit dem Blendenwert beginnst du, wenn du die Wirkung der Schärfentiefe steuern möchtest. Wie groß der scharf erscheinende Bereich deines Bildes werden soll.
D-1) Über die Blende steuerst du die Belichtung
Die Blende steuert wie viel Licht auf den Kamerasensor trifft, allerdings nicht für wie lange. Du kannst dir hier folgendes merken:
< Je weiter die Blende geöffnet ist, desto kürzer sollte Licht hindurch, da sonst das Bild überbelichtet ist
< je geschlossener die Blende ist, desto länger muss Licht hindurch, da sonst ein unterbelichtetes Bild entsteht
Der Elefant wurde auf dem ersten Bild mit Blende f/4, Verschlusszeit 1/125 und ISO 100 aufgenommen. Auf dem zweiten Bild habe ich die Blende auf f/8 verkleinert, Verschlusszeit und ISO jedoch beibehalten. Indem ich die Lichtmenge verringert habe, siehst du als Ergebnis ein unterbelichtetes Bild.
Hätte ich ein korrekt belichtetes Bild mit Blende f/8 erzielen wollen, dann hätte ich eine Verschlusszeit von 1/30 wählen müssen.
Du erinnerst dich an die Blendenreihe? Je Blendenstufe verdoppelt oder halbiert sich die Lichtmenge. Blende f/4 auf f/8 entspricht zwei Stufen. Das bedeutet eine Vervierfachung der Verschlusszeit von 1/125 auf 1/30.
Mehr zu den Verschlusszeiten und deren Stufen findest du in folgendem Artikel.
D-2) Über die Blende bestimmst du die Schärfentiefe
Unter dem Begriff Schärfentiefe kannst du dir folgendes vorstellen: Wenn du mit deiner Kamera auf den Fokuspunkt scharf stellst, dann wird die Ausdehnung des Bereichs um diesen Punkt herum, der ebenfalls scharf abgebildet wird, als Schärfentiefe bezeichnet. Mit dem Blendenwert bestimmst du, wie groß der scharf abgebildete Bereich deines Bildes sein soll.
Neben der Blende beeinflussen noch der Abstand zum Objekt und die Brennweite deines Objektivs die Größe des scharf abgebildeten Bereichs:
- je weiter du vom Motiv entfernt stehst, desto mehr Schärfentiefe hast du
- je näher du am Motiv stehst, desto geringer wird die Schärfentiefe
- je kleiner die Brennweite des Objektivs, desto größer die Schärfentiefe
- je größer die Brennweite des Objektivs, desto geringer die Schärfentiefe
Das erste Bild habe ich mit einer geschlossenen Blende (f/22) aufgenommen. Du siehts, fast alles auf dem Bild ist scharf abgebildet. Eine geschlossene Blende erzeugt folglich viel Schärfentiefe.
Im zweiten Bild habe ich mit einer offenen Blende (f/4) fotografiert, um eine geringe Schärfentiefe zu erzielen. Ich wollte den Blick des Betrachters auf den Elefanten im Vordergrund lenken, indem ich den Hintergrund unscharf abbilde. Diese Methode wird als Freistellen bezeichnet.
In der Landschaftsfotografie werden gerne Weitwinkelobjektive mit geschlossenen Blenden eingesetzt. Zum einen können durch den großen Aufnahmewinkel weite Landschaften abgebildet werden. Zum anderen wird durch geschlossene Blenden möglichst viel Schärfentiefe erzeugt, so dass die Landschaft in all ihrer Schönheit wiedergegeben wird. Die verbauten Linsen in Weitwinkelobjektiven gewähren zusätzlich eine große Schärfentiefe.
In der Natur kannst du auch mit Festbrennweiten und Nahaufnahmen spielen. Festbrennweiten eignen sich hervorragend für Bilder mit einer geringen Schärfentiefe. Hier kannst du nachlesen, wie du Bilder mit einer geringen Schärfentiefe fotografierst.
E) Deine nächsten Schritte
Ich hoffe du bist jetzt neugierig geworden, und willst wissen wie sich die unterschiedlichen Blendenstufen auf deine Bilder auswirken!
Mein Vorschlag an dich:
< Geh nach draussen und wähle dir ein Motiv aus. Hier findest du Inspiration.
< Nimm deine Kamera und stelle das Wahlrad auf manuellen Modus oder die Zeitautomatik (Av, A), falls du dir mit der Verschlusszeit noch unsicher bist
< wähle einen niedrigen ISO-Wert (ISO 100) - in meinem Video kannst du nachschauen, wie du ihn einstellst
< Fokussiere auf das Objekt
< Fotografiere das Objekt mit verschiedenen Blendeneinstellungen vom gleichen Standpunkt aus - beachte wie sich der Schärfebereich in deinem Bild verändert
ODER
< Fotografiere das gleiche Objekt mit derselben Blendeneinstellung. Verändere jedoch deinen Abstand und beachte wie sich die Schärfentiefe verändert
< Lies dir auch den Artikel über die Verschlusszeit durch und kombiniere im manuellen Modus verschiedene Blenden-/Verschlusszeiteinstellungen. Experimentiere mit Tiefenschärfe und Bewegungsschärfe
Merke dir den Artikel auf Pinterest - klicke auf das Bild. Damit hast du alle Infos an einem Platz.
RELAX YOUR MIND
Entspannung beginnt im Kopf. Lehn dich zurück und
erhalte Informationen zu neuen Artikeln bequem in dein Postfach.
Du stimmst der Anmeldung in meinem Newsletter zu. Mit einem Klick kannst du dich jederzeit
wieder abmelden. Weitere Details findest du in meiner Datenschutzerklärung.
1 comment
Sehr gut erklärt, vielen Dank für die beiden guten Beiträge.