Fotografiegrundlagen - Teil 2: Die Verschlusszeit einstellen
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Fotografiegrundlagen – Teil 2: Verschlusszeit richtig einstellen

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Die Verschlusszeit richtig einstellen

Im vorherigen Artikel über die Blende hatte ich bereits erwähnt, dass ich endlich weg vom Automatik-Modus und hin zum manuellen Modus wollte. Doch zuerst musste ich verstehen, wie Blende, Verschlusszeit und ISO funktionieren und begreifen wie sie sich gegenseitig bedingen. Denn ändere ich einen der Werte, dann muss ich mindestens einen der beiden anderen entsprechend anpassen, um meine ursprüngliche Belichtung zu erhalten.

In diesem Artikel erfährst und lernst du folgendes über die Verschlusszeit. Mit einem Klick auf die einzelnen Kapitel kannst du direkt zum entsprechenden Text springen.

Mit dem Verstehen und Anwenden der richtigen Verschlusszeit, hast du neben der Blende einen weiteren wichtigen Baustein für das Fotografieren im manuellen Modus gelegt. Du bestimmst die Einstellungen an deiner Kamera und erhältst somit auch bei schwierigen Lichtverhältnissen gute Bilder.

A) Unterschied zwischen Verschlusszeit und Belichtungszeit

Stell dir vor, du stehst mit geschlossenen Augen da. Dann öffnest du sie kurz und schliesst sie wieder. Genau das passiert, wenn du den Auslöser an deiner Kamera betätigst. Bis auf den kleinen Unterschied, dass du an deiner Kamera die Öffnungszeit in Sekunde(n) beziehungsweise deren Bruchteile einstellen kannst. 

Der Kameraverschluss ist eine Art lichtundurchlässiger Vorhang vor dem Kamerasensor. Beim Auslösen öffnet sich der Verschluss für eine bestimmte Zeitspanne, lässt Licht auf den Sensor fallen und schließt sich dann wieder.

***

Belichtungszeit: Die Zeitspanne, in der der Kamerasensor dem Licht ausgesetzt wird

Verschlusszeit: Die Öffnungsdauer des Kameraverschluss

***

Beide Begriffe haben ihre Gültigkeit und werden benutzt. Ich verwende der Einfachheit halber nachfolgend nur noch den Begriff Verschlusszeit. 

B) Zeitreihen in der Verschlusszeit

Ähnlich der Blendenreihe, die die Blendenstufen anzeigt, gibt es in der Verschlusszeit die Zeitreihe. Sie wird in Sekunden (ganze Zahl) und Bruchteilen von Sekunden (Zahl als Bruch) angegeben.

Den Unterschied zwischen den einzelnen Schritten bezeichnet man als Lichtwert. Bei einer typischen Zeitreihe halbiert oder verdoppelt sich der Lichteinfall je Schritt. 

Eine typische Zeitreihe in ganzen Schritten kann wie folgt aussehen:

30  |  15  |  8  |  4  |  2  |  1  |  1/2  |  1/4  |  1/8  |  1/15  |  1/30  |  1/60  |  1/125  |  1/500  |  1/1000  |  1/2000 sec

In deinem Kameradisplay kann die Darstellung der gleichen Zeitreihe aus Platzgründen abweichen:

30"   |   15"   |   8"   |   4"   |   2"   |   1"   |   2   |   4   |   8   |   15   |   30   |   60   |   125   |   500   |   1000   |   2000 sec

Zwischen den einzelnen Schritten halbiert (zum Beispiel von 1/30 auf 1/60) oder verdoppelt (zum Beispiel von 1/30 auf 1/15) sich die auf den Sensor fallende Lichtmenge.

C) Wo regelst du die Verschlusszeit

Wie du bereits gelesen hast, regeln die Verschlusszeit und die Blende den Lichteinfall. Die Blende bestimmt wie viel und die Verschlusszeit wie lange Licht einfällt. 

Deine Digitalkamera besitzt einen integrierten Belichtungsmesser, mit dem sie die richtige Belichtungszeit bestimmt. Falls du dir beim Einstellen noch unsicher bist, dann schau dir vorab mein Video zu den Bedienelementen an. Dort erkläre ich dir alle Tasten und Knöpfe an der Canon Digitalkamera.

Kamera Wahlrad Display Verschlusszeit

Blendenautomatik

In der Blendenautomatik (Tv, S) bestimmst du die Verschlusszeit und deine Kamera wählt die dazu passende Blendeneinstellung. Mit der Blendenautomatik entscheidest du, ob du Bewegungen einfrieren (kurze Verschlusszeit 1/2000s.) oder verwischen (lange Verschlusszeit 1/15s.) möchtest.

Zeitautomatik

In der Zeitautomatik (Av, A) wählst du die Blendeneinstellung. Deine Kamera bestimmt die dementsprechende Verschlusszeit mit Hilfe des Belichtungsmessers. In dieser Automatik entscheidest du über die Schärfentiefe deines Bildes: verschwommener Hintergrund (niedrige Blende f/4) oder scharfer Vorder- und Hintergrund (hoher Blendenwert f/16). 

Manueller Modus

Im manuellen Modus (M) kannst du die Blende und die Verschlusszeit unabhängig voneinander einstellen. Das ist dann hilfreich, wenn du bei schwierigen Lichtverhältnissen fotografierst. Zusätzlich hast du mehr Möglichkeiten in der Bildgestaltung, da du die Belichtung an deiner Kamera selbst steuerst. 

D) Korrekt belichten mit der Verschlusszeit

Technisch gesehen ist dein Bild dann korrekt belichtet, wenn es weder über- noch unterbelichtet ist. Erhält dein Bild zu viel Licht, dann ist es überbelichtet. Die hellen Bereiche sind "ausgebrannt". Erhält es zu wenig Licht ist es unterbelichtet. Die dunklen Bereiche haben zu viel Tiefe und zeigen kaum Details.

Das bedeutet für dich, wählst du eine zu lange Verschlusszeit, dann fällt eine größere Lichtmenge auf den Sensor und dein Bild wird zu hell. Umgekehrt wird dein Bild umso dunkler, je kürzer die Verschlusszeit ist. 

Hast du eine Verschlusszeit gewählt, kannst du mit Hilfe des Belichtungsanzeiger (Belichtungskorrektur) im Sucher oder auf dem Display überprüfen, ob dein Bild die gewünschte Belichtung hat. Der kleine Balken auf der -3 bis +3-Skala zeigt dir an, ob es unterbelichtet (zu dunkel, Balken im Minusbereich) oder überbelichtet (zu hell, Balken im Plusbereich) wird. Passe dann mithilfe des Wahlrads die Verschlusszeit dementsprechend an.

E) Welchen Einfluss hat die VZ auf die Bildschärfe

So wie die Blende nicht nur die Lichtmenge sondern auch die Schärfentiefe beeinflusst, so wirkt die Verschlusszeit neben dem Lichteinfall auch auf die Bildschärfe ein.

Sie entscheidet zum einen über Schärfe oder Unschärfe beim Fotografieren von sich bewegenden Motiven. Eine gewünschte Schärfe erreichst du durch kurze Belichtungszeiten. Sie ermöglichen das Einfrieren des Objekts: der Flug eines Vogels, Gräser im Wind oder die Kopfbewegung des Esels (siehe Bild). 

Esel unscharfes Bild bewegen

zu lange VZ, Esel bewegt sich, Motiv unscharf

Esel scharfes Bild kurze Verschlusszeit

kürzere VZ, Esel scharf abgebildet

Zum anderen bewirkt die Verschlusszeit die Bewegungsunschärfe. Eine lange Belichtungszeit bietet dir die Möglichkeit eine gewünschte Bewegungsunschärfe darzustellen, durch Verwischen der Konturen. Aufnahmen von fließendem Wasser beispielsweise oder dein Hund, während er über die Wiese läuft.

Fotomotive Inspiration Tipps Bachverlauf Aberfeldy Schottland

längere VZ, Wasser erscheint fließend/seidig

Um den gewünschten Verwischungseffekt bei langen Verschlusszeiten zu erzielen, müsstest du bei zu hellem Umgebungslicht noch zusätzlich Graufilter (ND-Filter) einsetzen.

Sie werden vor dein Objektiv geschraubt oder gesteckt und erzielen eine gleichmäßige Abdunklung im Bild. Der ND-Filter (im Bild die runden Filter rechts oben) lässt weniger Licht hindurch, weshalb du mit längeren Verschlusszeiten fotografieren kannst, ohne dass das Bild überbelichtet wird.

Kamera Objektiv Guide ND-Filter 77mm

ND-Filter 77mm

Objektiv Filter Graufilter ND-Filter

ND-Filter und Grauverlaufsfilter

Kamera Objektiv Guide ND-Filter gegen Sonnenlicht

ND-Filter blocken das Sonnenlicht

Du kannst ND-Filter wie folgt verwenden:

  • bei zu hellem Umgebungslicht
  • du kannst dein Objektiv nicht weiter abblenden
  • du willst eine offene Blende für Schärfenuntiefe

F) Verwacklungen vermeiden

Da es dir nicht möglich ist, deine Kamera über einen längeren Zeitraum hin verwacklungsfrei zu halten, können unbeabsichtigt unscharfe Bilder entstehen. Fotografierst du dann noch zusätzlich mit längeren Belichtungszeiten, sind dir Verwacklungen und somit unscharfe Bilder garantiert. Folgende Hilfsmittel oder Einstellungen helfen dir, unscharfe Bilder bei längeren Verschlusszeiten zu vermeiden:

  • Verwende ein Stativ - so vermeidest du Verwacklungen, die auf deine eigenen Bewegungen zurückzuführen sind
  • Benutze eine kürzere Brennweite - mit zunehmender Brennweite verkleinert sich der Bildausschnitt, daher erzeugen bereits minimalste Verwacklungen ein unscharfes Bild
  • Verwende den Bildstabilisator - dieser stabilisiert das Bild durch Bewegungssensoren und erlaubt dir mit etwas längeren Verschlusszeiten zu fotografieren (Vorsicht - damit meine ich keine Langzeitbelichtung!) 
  • Öffne/vergrößere deine Blende
  • Stelle einen höheren ISO ein 

Vielleicht hast du auch schon über die Faustregel für verwacklungsfreie Zeiten gelesen, dem freien Fotografieren aus der Hand? Die Regel besagt, dass die Belichtungszeit nicht länger als der Kehrwert der Brennweite sein sollte. 

So sollte bei einer 50mm Brennweite 1/50 sec nicht überschritten werden. Bei einer 200mm Brennweite dann dementsprechend 1/200 sec.

Diese Regel hängt jedoch zum einen von den äusseren Umständen ab: wie zittrig sind deine Hände, wie ruhig ist dein Atem, wie sind die Wetterverhältnisse, windig oder regnerisch, warm oder kalt? Und zum anderen gilt sie NICHT für sich bewegende Objekte. 

G) Deine nächsten Schritte

Bist du bereit mit der Verschlusszeit zu experimentieren? Dann schnapp dir deine Kamera und geh raus! 

Du kannst folgendes ausprobieren:

< Wähle dir ein Motiv aus, das sich bewegt. Hier findest du Motiv-Ideen.

< Stelle deine Kamera auf den manuellen Modus oder benutze die Blendenautomatik (Tv, S), falls du dir noch unsicher bist, welches die passende Blende ist

< Wähle einen niedrigen ISO-Wert ein (ISO 100)

< Probiere aus, welche Verschlusszeit du wählen musst, um die Bewegung deines Motivs einzufrieren

< Teste aus, bis zu welcher Verschlusszeit du noch verwacklungsfreie Bilder erzielst

< Lies dir auch den Artikel über die Blende durch und kombiniere im manuellen Modus verschiedene Blenden-/Verschlusszeiteinstellungen. Experimentiere mit Tiefenschärfe und Bewegungsschärfe 

Bewegungen einfrieren oder Bewegungen verwischen - was ist deine liebste Verschlusszeit?


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